Hilfe und Unterstützung ?  Brauch` ich nicht !

Warum demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen meist lange zögern,
bevor sie nach Entlastung und Unterstützung suchen

Die Zahl der Menschen mit Demenz steigt weltweit, was Familien und pflegende Angehörige zunehmend vor große Herausforderungen stellt.
Obwohl eine frühe Diagnose große Vorteile für Lebensqualität, Versorgung und Krankheitsverlauf bietet, suchen Betroffene und ihre Angehörigen oft erst dann Hilfe, wenn die Symptome bereits stark ausgeprägt sind.

Fehlendes Wissen, kulturelle Überzeugungen, ein komplexes Gesundheitssystem, Angst vor dem Verlust von Unabhängigkeit und die Schwierigkeit, die Krankheit zu akzeptieren, verzögern häufig das Hilfesuchen.

Im Einzelnen:

  • Fehlendes Wissen über die dementielle Erkrankung ist eine der Hauptbarrieren beim Hilfesuchen.
    Das frühzeitige Einholen von Informationen kann helfen, Symptome besser  einzuordnen und rechtzeitig Unterstützung zu nutzen.
  • Häufig werden die ersten Anzeichen einer dementiellen Erkrankung noch als „normales Altern“ betrachtet oder die Pflege als moralische Pflicht innerhalb der Familie gesehen.
    Dies führt dazu, dass externe Hilfe erst spät oder gar nicht in Anspruch genommen wird.
  • Schamgefühle, Angst vor Stigmatisierung sowie das Bedürfnis, „stark“ zu bleiben, hindern Angehörige oft daran, ihre eigene Belastung offenzulegen und Unterstützung zu suchen.
    Sich bewusst zu machen, dass Hilfesuchen keine „Schwäche“ oder „Versagen“ ist, sondern eine starke Entscheidung für eine Entlastung alle Beteiligten darstellt, wäre hier dringend angezeigt.
  • Angst vor dem Verlust von Unabhängigkeit ist ein weiteres häufiges Motiv, auf fremde Hilfe und Unterstützung zu verzichten.
    Externe Hilfe wird so von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen als Bedrohung der eigenen Selbständigkeit wahrgenommen.
  • Mangelndes Vertrauen in die Einrichtungen des Gesundheitssystems und sowie negative Erfahrungen , die evtl. im Vorfeld gemacht wurden, können auch dazu beitragen, dass vor und nach einer Diagnose keine professionelle Hilfe in Betracht gezogen wird.
  • Nicht selten wollen oder können die Betroffenen auch die Diagnose nicht akzeptieren und möchten sich deshalb auch nicht mit ihren Folgen auseinandersetzen.

Fazit:
Die Wahrnehmung und Deutung von Demenz durch Betroffene und pflegende Angehörige hat erheblichen Einfluss darauf, ob und wann Hilfe gesucht wird.
Da Hilfe häufig erst spät in Anspruch genommen wird, sind gezielte Interventionen direkt nach der Diagnose notwendig.
Diese sollten Wissen vermitteln, kulturelle und emotionale Barrieren abbauen und die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachkräften und sozialen Diensten stärken.

Hier einige praktische Handlungsempfehlungen  – speziell für Angehörige und Fachkräfte:   => Checkliste

 

 

 

 

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